Zur Zeit des Stifts hatte das Kapitel einen Dechanten und vier Kanoniker, bzw. ah Anfang des 16. ih. Vikare, denen der Dienst an den verschiedenen Altären oblag. Wohl im nördlichen Seitenschiff (C) stand der Altar der ältesten Vikarie, die im 13. Jh. den Namen „Beatae Mariae Virginis“ trug. An seiner Stelle befindet sich jetzt ein steinernes Vesperbild (29), das um 1430 entstanden ist und auf flämisch-burgundischen Vorbildern beruht. An die Johannesvikarie erinnert die eindrucksvolle Figur des Evangelisten Johannes (12), die vor 1250 geschaffen wurde und nordfranzösische Anregungen (Reims) mit der lokalen Tradition vereinigt. Die französische Gotik wird jedoch hier in die spätromanische Formensprache rückübersetzt. Seit 1986 steht der Johannes am südlichen Eingangspfeiler zum Chor. Die Nähe dieser Figur und ihres Gegenstücks, eines Täufers Johannes, zum Figurenportal des Paradieses im Dom zu Münster war der Grund für den Verlust des letzteren, der seit 1934 die münsterische Gruppe ergänzt. Seine Stelle am nordwestlichen Chorpfeiler nimmt seit 1987 eine etwas kleinere spätgotische Statue des Täufers (13) ein, aus der Zeit um 1510. Eine Erinnerung an die Annenvikarie mag die hölzerne Anna Selbdritt (14) aus derselben Zeit sein, die am ersten nördlichen Langschiffpfeiler angebracht ist. Den ersten Südpfeiler schmückt eine bemerkenswert ausdrucksstarke gotische Verkündigungsszene (15).
Aus dem 18. Jh. sind die 1985 neu gefassten Eichenholzfiguren der Kirchenpatrone, des Papstes Cornelius (18) (gest. nach 253) und des Bischofs Cyprianus (17) (gest. 258) an den beiden mittleren Pfeilern. Schon die Klostergründung wurde unter den Schutz dieser Heiligen gestellt. Wahrscheinlich sind ihre Reliquien aus Aachen oder Cornelimünster durch Vermittlung des Klosters Corvey, in demja die Bestätigungsurkunde der Stiftung Metelen unterzeichnet wurde, nach hier gekommen. Der Blick des Besuchers fällt sodann auf die Orgel in der mittleren Empore. 1992 ersetzte dies Instrument des Orgelbauers Siegfried Sauer eine Orgel von 1964, die auf der nördlichen Nonnenempore stand und dadurch in ihrer Klangwirkung stark beeinträchtigt war. Um die Fenster auf der Orgelempore sichtbar zu halten, sind für die Schleifladenorgel mit 36 Registern und 2478 Pfeifen zwei Prospektgehäuse geschaffen worden. Die Nischen in den mittleren Pfeilern der Empore enthalten die barocken Figuren des Erzengels Michael (18) und des hI. Johannes Nepomuk (19) (1350—1393). Unter der Empore hindurch führt eine Stufe in die einjochige Beichtkapelle im Untergeschoss des Südturms (F). Seit 1984 haben hier an zwei Wänden fünf restaurierte so genannte Abtissinnenkreuze (20) Aufstellung gefunden. Ursprünglich waren sie Grabsteine von Stiftsdamen des 17. Jh. vom ehemaligen Fräuleins-Kirchhof. Das künstlerisch bedeutendste unter ihnen ist das Grabmal der Kanonisse Martha von Eill, das in die Zeit um 1650 datiert werden kann. An der Ostwand der Kapelle steht eine schadhafte Steinfigur des hl. Antonius von Padua (21) (gest. 1231).
Unter dem Nordturm (E) wurde eine Kapelle mit dem Bild der Gottesmutter von der Immerwährenden Hilfe (22) eingerichtet. An ihrer Westwand befinden sich Gedenktafeln (23) für die Gefallenen der Weltkriege. Hier hat auch eine kleine Steinfigur des Abtes Antonius (24) (gest. um 356) Platz gefunden — wohl aus der Zeit um 1500. Wir schauen nun auf die Westwand des südlichen Schiffs (D). Das Epitaph (25) gilt vermutlich dem Andenken der Äbtissin Agnes Anna von Ketteler zu Sythen (1645—1687). Der Schöpfer dieser qualitätvollen hochharocken Arbeit ist leider unbekannt. Schließlich wenden wir uns dem Altar im südlichen Seitenschiff (D) zu. Über ihm sehen wir eine Kreuzigungsgruppe (26) aus Sandstein — um 1500. Bis 1936 stand sie außen vor dem westlichen Teil der Südfront zusammen mit der Marienklage und der Martersäule. Beide Arbeiten haben seit 1989 in der Stiftskammer (J) Platz gefunden. Am Fuß des Kreuzes sind silbergefasst die Reliquien zweier ugandischer Märtyrer: Karl Lwanga und Moluniba (gest. 1886) — Zeichen der Verbundenheit der Metelener Kirche mit der Kirche von Uganda. Vor dem Altar ist der Taufstein (26) in den Boden eingelassen. Aus dem zweiten Viertel des 13. Jh., gehört er dem im Münsterland verbreiteten Bentheimer Typ an. Auf quadratischem Sockel tragen vier Löwen ein zylindrisches Becken mit Ranken-, Palmetten- und Taustabfries. Die Löwen als Symbole der Unterwelt gemahnen an das Wort des Petrusbriefes: „Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!“ Und das Dekor des Taufbeckens mit den Zeichen des Paradieses, des Lebens in Fülle, versinnbildlicht die folgende Verheißung des Apostels: „Der Gott der Gnade aber, der euch in Christus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird euch, die ihr kurze Zeit leiden müsst, wiederaufrichten, stärken, kräftigen und auf festen Grund stellen. Sein ist die Macht in Ewigkeit. Amen“ (1 Petr 5,8—11). Neben dem Altar ist ein bemerkenswert feines Relief der Gregoriusmesse (27) in den Chorpfeiler eingelassen (letztes Viertel des 15. Jh.). Es ist eine im Mittelalter weit verbreitete Darstellung, auf der Christus als Schmerzensmann Papst Gregor 1. (590—604) während der Wandlung erscheint. Mit der Verehrung des Bildes waren Ablässe verbunden. An der Südwand des Seitenschiffs fällt schließlich eine barocke Immaculata (28) auf, vermutlich eine Arbeit des Johann Adolf Sasse, der von etwa 1690—1755 in Coesfeld wirkte.