Bedeutung der Kirche

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Die Metelener Stifts- und Pfarrkirche SS. Cornelius et Cyprianus entstand in einer Zeit reger kirchlicher Bautätigkeit in Westfalen und im Rheinland. Als schönes und typisches Zeichen spätromaniseher Stiftskirchen ist sie uns erhalten geblieben. Die Namen ihrer Baumeister sind nicht überliefert, lückenhaft auch nur die der Äbtissinnen des Klosters. Letztere jedoch waren es — dem mittelalterlichen Brauch gemäß —‚ die als die eigentlichen Architekten anzusprechen sind. Ihre Vorstellungen von der Kirche als Abbild und irdischer Verwirklichung des Gottesstaates bestimmten die Arbeit der Steinmetzen. Wie der Kaiser im hohen Mittelalter als Vertreter Christi angesehen wurde, so nahm auch die Äbtissin von Metelen ähnliche Rechte und Ehren in Anspruch. Sie finden ihren Ausdruck im Westwerk der Kirche, das eine typische Erscheinung des 9. und 11. Jh. im Frankenreich ist.
Steingeschmücktes Reliquar in Bursenform, Anfang 11. Jh.

Es war nicht nur der Ort des Chorgebets, sondern auch spezieller Akte, die z. T. die Mitwirkung des Herrschers einschlossen: der Taufe, der Pfarrgottesdienste in dem kryptenartigen Unterbau und der Sendgerichte.
Dass das religiöse Leben dieser Zeit noch immer von dem Verlangen beherrscht wurde, heilige Wirklichkeit mit leibhaftigen Augen zu gewahren, sehen wir im künstlerisch bemerkenswertesten Teil der Kirche, in den Chorkapitellen. Sie illustrieren aufs schönste die Auffassung der Kirchenväter Origines und Klemens von Alexandrien, nach denen der Kirchenbau Typus und Sinnbild der Himmelsstadt ist, des Reiches Gottes, das die Gläubigen im Kult mitgestalten. Als Aufruf an uns sollten wir ihre Worte verstehen, dass die Gläubigen selbst wesentlicher Teil der Kirche sind, “tragen sie doch auch den Namen ecclesia, der zunächst das geistige Gebäude meint, desen Anfang ins Paradies reicht und dessen Abschluss in der Ewigkeit liegt.”

Gott hat nur ein Bild geschaffen, seinen Sohn.
Dieser ist das wahre Bild Gottes,
die lebendige Gottes-Ikone.
Von ihm gibt es nur lebendige Abbilder:
die Christen, die ihm ähnlich sein sollen.

(Klemens von Alexandrien, Ende 2. Jh.)