Die Stiftskammer

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Nach Auflösung der Klöster und Stifte wurden 1812 zahlreiche ihrer Kunstschätze an ärmere Kirchen verteilt. 1989 konnte zur 110O-Jahrfeier des Stifts an der Nordostseite der Kirche die Stiftskammer (J) eingeweiht werden. In ihr fanden die erhaltenen Kostbarkeiten einen würdigen und sicheren Platz. Zu den wertvollsten Schätzen zählt unzweifelhaft ein Taschenreliquiar in Bursenform aus dem beginnenden 11. Jh., das am Anfang christlich orientierter plastischer Kunst in Westfalen steht. Sein Holzkern, der an der Unterseite eine Öffnung zur Aufnahme von Reliquien aufweist, ist mit vergoldetem Kupferblech beschlagen. Die Vorderseite zieren Halbedelsteine und Bergkristalle, die vor der Mitte ein gleichschenkliges Kreuz bilden; der mittlere Stein ist durch einen barocken Kupferstich der Muttergottes ersetzt. Außer der Pieta und der Martersäule (beide Westfalen um 1480) vom ehemaligen Kalvarienberg enthält die Stiftskammer Engel- und Heiligenfiguren vom 17. bis zum 19. Jh. Ein Messkelch und ein Ziborium aus der 1. Hälfte des 17. Jh. sowie eine edle Monstranz von 1733 stehen neben einem silbernen Altarkreuz, das eine Partikel des Kreuzes Christi enthalten soll. Vermutlich wurde es zugleich mit den sechs großen Silberleuchtern gestiftet, die eine 1748 datierte Widmung der Äbtissin Anna Odilie Theresia Freiin von Nagel zu Ittlingen tragen. Weitere Silberschätze sind Brustkreuze und Ringe der Äbtissinnen und Kanonissen sowie gotische und barocke Kronen, die an Marienfesten zusammen mit Ketten und Votivtäfelchen die Pieta auf dem nördlichen Seitenaltar schmückten.

Steinrelief mit der Darstellung der „Messe des hl. Gregor“ letztes Viertel 15 Jh.

Etliche schön gestickte Paramente sind aus Gotik und Barock erhalten. Besonders erwähnenswert ist eine Dalmatika, deren Stäbe Ende des 15. Jh. in farbiger Seidenstickerei mit Goldfäden auf blauem Samt mit vertieftem Granatapfelmuster italienischer Herkunft aufgebracht wurden. Die Bücher der Stiftsbibliothek kamen z.T. an höhere Schulen oder in Privathand. Erhalten sind außer Bibeln und Messbüchern vom 15. bis zum 19. Jh. Predigt- und Erbauungsbücher, theologische und philosophische Werke — z. B. ein Enchiridion des Erasmus von 1 535 — aber auch astronomische, mathematische und geschichtliche Lehrbücher. Von unschätzbarem Wert ist ein Missale aus dem 13. Jh. Von lokalem Interesse ist schließlich eine mehrfach vorhandene Handschrift der Ordnung der Herbstprozession in Metelen.

Innenansicht der Stiftskammer