Stellungnahme von Pfarreirat, Kirchenvorstand und dem Seelsorgeteam der Katholischen Kirchengemeinde Metelen zum Missbrauchsgutachten des Bistums München, zur Initiative #OutInChurch und zum Synodalen Weg
Die Berichte über die Katholische Kirche der letzten Wochen veranlassen uns zu folgender Stellungnahme:
- … zur Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens des Bistums München
Mit großer Betroffenheit haben wir die Ergebnisse des Münchener Missbrauchsgutachtens zur Kenntnis genommen. Wir sind entsetzt und enttäuscht, dass uns die Worte gegenüber so viel Leid und so viel Ignoranz schwerfallen. In den Bistums- und Kirchenleitungen wurde viel-fach noch immer keine Verantwortung übernommen und der Missbrauch kleingeredet oder sogar geleugnet. Wie soll die Rede der Kirche von Vergebung wertvoll bleiben, wenn die Kirchenleitung selber Schuld vertuscht?
Wie will ich noch an die Grundsätze glauben, dass jede und jeder unter uns wichtig, schützens-wert und mit einer göttlichen Würde ausgestattet ist, wenn in unserer Kirche Gewalt gegen Schwächere ausgeübt wird? Wie soll unsere Kirchengemeinschaft für uns glaubwürdig blei-ben, wenn die Kirche sich selbst wichtiger nimmt als ihre Botschaft? Damit verrät sie doch ihren Auftrag. Kann es sein, dass wir zu viel Kirche und zu wenig Christus geworden sind?
Wir erwarten Null Toleranz hinsichtlich der Täter*innen sowie vollständige Aufdeckung der Missbrauchsfälle, ein Bewusstsein der Verantwortlichkeit unserer Kirche und ein ange-messenes und fürsorgliches Handeln gegenüber den Opfern.
Bisher wurde gerade das Leid der betroffenen Opfer nur in sehr geringem Maße in den Blick
genommen. Zu diesen Missständen können und wollen wir nicht schweigen.
- … zur Initiative #OutInChurch
Kirchliche Mitarbeitende haben sich Ende Januar als nicht heterosexuell geoutet. Der Mut dieser Menschen hat uns beeindruckt. Da wir davon überzeugt sind, dass alle Menschen von Gott so erschaffen und geliebt werden, wie sie sind, macht es uns traurig und wütend, dass Menschen in der Kirche nicht selbstverständlich zu ihrer sexuellen Identität stehen können. Wir sind davon überzeugt, dass Gott alle Beziehungen segnet, in denen die Partner*innen in gegenseitiger Liebe, in Treue und Respekt miteinander leben. Wir unterstützen die Initiative #OutInChurch aus vollem Herzen. Alle Brüder und Schwestern sind in unserer Kirche herzlich willkommen. Wir stehen für ein „Klares Ja zum Segen!“.
Positiv haben wir zur Kenntnis genommen, dass Bischof Felix Genn das Leid der Betroffenen wahrgenommen hat und zusichert, dass niemand arbeitsrechtliche Konsequenzen befürch-ten muss, der/die sich zur Homosexualität bekennt. Dies sehen wir als einen ersten Schritt in die richtige Richtung an.
- … zum Synodalen Weg
Die Katholische Kirche steckt in einer tiefen Krise. Sie kann aber ihren Sendungsauftrag nur erfüllen, wenn sie sich der Krise stellt und ernsthaft an Lösungen arbeitet.
Wir hoffen und erwarten, dass der Gesprächs- und Reformprozess „Synodaler Weg“ hier eindeutige Richtungsentscheidungen treffen wird.
4 Arbeitsgruppen gibt es bei diesem „Synodalen Weg“ (die Mitglieder sind Laien und Bischöfe):
- Macht und Gewaltenteilung in der Kirche –
Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag.
Wie wird mit der Macht in der Kirche umgegangen?
Was muss getan werden, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen?
- Priesterliche Existenz heute
Wie sieht das Amt des Priesters in Zukunft aus (Zölibat?)?
- Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche
Wie sieht die Rolle der Frau in der Kirche aus?
- Leben in gelingenden Beziehungen –
Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft
Erneuerte Sexuallehre (Neubewertung von Homosexualität) unter Berücksichtigung der Humanwissenschaften.
Wir hoffen und erwarten, dass der Synodale Weg nicht ins Leere laufen wird – es geht um uns als Christinnen und Christen. Wir sind als Kirche eine Gemeinschaft aller Getauften mit gleicher Würde und gleichem Wert.
- Verständnis und Dank
Wir können gut verstehen, dass sich Menschen enttäuscht von der Kirche abwenden; wir ver-sichern ihnen: für uns sind und bleiben sie wichtig und wertvoll!
Auch wenn wir manches Mal ratlos, traurig und wütend vor dem stehen, wie das Wort der Frohen Botschaft durch Amtsträger verdunkelt wurde, so ist und bleibt unsere Pfarrgemeinde ein wichtiger Teil unserer Kirche.
Wir Haupt- und Ehrenamtlichen verleihen hier in Metelen unserem Glauben ein Gesicht.
Wir sagen den vielen, die sich ehrenamtlich in unserer Kirchengemeinde einsetzen, Dank und Anerkennung:
In der Kinder- und Jugendarbeit,
in der Erstkommunion- und Firmvorbereitung,
in der Seniorenarbeit,
in der Bücherei,
in der Arbeit der kirchlichen Vereine und Verbände,
in der Gremienarbeit: Pfarreirat und Kirchenvorstand,
in den Diensten im Gottesdienst,
den Messdienerinnen und Messdienern,
in den Chören.
Kirche ist mehr als das, worauf sie in dieser Zeit reduziert wird, weil sie in vielen Bereichen lebendig hält, was sie auch ausmacht: Die Liebe Gottes zu uns Menschen!
Wir werden die Botschaft Jesu von Glaube, Hoffnung und Liebe weiter verkünden.
Wir bitten alle Gemeindemitglieder dabei mitzumachen – auch in diesen stürmischen Zeiten – unserem Glauben ein Gesicht und eine Stimme zu geben; kritisch – konstruktiv an einer zukunftsfähigen Kirche mit zu bauen.
Wir bitten Sie, gemeinsam mit uns diesen Weg zu gehen und diesen mit uns zu gestalten.
Ein Gebet im Geist des Hl. Franz von Assisi
Herr, erwecke deine Kirche
und fange bei mir an.
Herr, baue deine Gemeinde
und fange bei mir an.
Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen
und fange bei mir an.
Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen
und fange bei mir an.
Metelen, 22. Februar 2022
Dagmar Bußmann Hermann-Josef Rudde Ruth Bentler Thomas Stapper
Pfarreirat Kirchenvorstand Pastoralreferentin Pfarrer